Die Bedeutung von Erwin Bowien als Schriftsteller und Lyriker ist aufgrund seines malerischen Werkes in den Hintergrund der öffentlichen Wahrnehmung geraten. Dieses zweite, nicht minder anspruchsvolle Schaffensgebiet – seine Novellen, Gedichte und Romane – ist beträchtlich, wenn auch bislang – mit einigen bemerkenswerten Ausnahmen – kaum veröffentlicht. Erwin Bowien hat in jeder seiner Maler-Perioden – in der Münchener, Dresdener, Berliner und Hechinger Zeit bis etwa 1925, in seinem Solinger Wirken bis 1931, in der holländischen „Emigration“ bis 1942 und während seiner späteren Lebensphasen im süddeutschen und schweizerischen Raum bis 1972 – zugleich Reflexionen über den Sinngehalt seines Lebens zu Papier gebracht. Publiziert wurde im Jahre 1995 die Autobiografie des Künstlers “Das schöne Spiel zwischen Geist und Welt – Mein Malerleben", an welcher er fieberhaft in seinem letzten Lebensjahr – im Frühling und Sommer 1972 schrieb. Im Jahr 2000 erschien in Frankreich ein Schlüsselwerk von Erwin Bowien: „Heures Perdues du Matin", Journal d´un Artiste Peintre, Alpes Bavaroises, 9.IX.1944-10.V.1945. Dieses in französischer Sprache geschriebene und im bedeutenden Pariser Verlag L´Harmattan veröffentlichte Werk beschreibt – man muss förmlich an Sartre denken – die Erlebnisse von Eingeschlossenen, das heißt Flüchtlingen, die es vom 9. November 1944 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in einem entlegenen Winkel des Allgäus verschlug. Kommentiert wurde diese 206 Buchseiten umfassende Schrift von Bernard Zimmermann aus Paris.
Zeitlebens hat Erwin Bowien in Deutsch, Französisch und Niederländisch Texte zur Veröffentlichung an Zeitungen und Zeitschriften weitergeleitet. So hat er den ersten großen Artikel über den später bekannt gewordenen niederländischen Maler Dirk Oudes in der Zeitung von Alkmaar geschrieben. Bis zu seinem Tod war er als Beobachter des künstlerischen Lebens tätig, zuletzt auch für die Badische Zeitung, wo 1968 ein Bericht aus seiner Feder über den Maler Adolf Glattacker erschien.
Frau Gabriele Richard hat in mühevoller Arbeit, Erwin Bowiens französischsprachiges Kriegstagebuch „Les Heures perdues du Matin“ ins Deutsche übersetzt. Es entstand das Manuskript „Verlorene Morgenstunden“.
Es finden sich nahezu 100 Tagebücher von Bowien Diese umfassen spontan niedergeschriebene Texte - Reiseskizzen - auf eng beschriebenen Seiten. Bowiens Schilderungen zeichnen sich durch die oft umwerfende Mischung von Beschreibungen häufig misslicher Lebensumstände und geistvollen Reflexionen über die Welt, die Menschen und vor allem die Malerei aus. Literarisch gesehen leben diese Schriften aus einer totalen Unordnung, die sich jedoch bei näheren Studium zu einem eigenen Kosmos summieren. Nach wie vor sind die wenigsten erforscht.
Bisher wurden erst fünf Tagebücher aus dem Nachlass von Erwin Bowien in leserlicher Schrift transkribiert und erschlossen:
Alle diese Tagebücher sind noch unveröffentlicht. Zahlreiche weitere Tagebücher harren immer noch auf die Erschließung.
Bowien hielt ein Leben lang kunsthistorische Vorträge. Die meisten an der Volksschule Solingen, aber auch in Kleve, auf Sylt und im Deutschen Klub in Kopenhagen.
Erwin Bowien ist der Autor tausender Briefe. Erwin Bowiens Briefe wurden von ihm oft bebildert und sind nicht selten Kunstwerke. Er schrieb immer tagebuchartig, so dass diese Werke auch meistens von historischem Interesse sind.
Fast alle Briefe von Erwin Bowien waren bebildert. Es entstanden so tausende von kleinen Meisterwerken. Hier zwei Beispiele:
Erwin Bowien illustrierte seine Postkarten ausnahmslos selbst. Da er ein sehr fleißiger Briefeschreiber war, entstanden im laufe seines Künstlerlebens hunderte von personifizierten Postkarten, die er mit den Motiven aus seinen Reisen schmückte. Diese künstlerischen Arbeiten sind fester Bestandteil seines Oeuvres.