Der seit 1927 mit der Familie Heinen befreundete Erwin Bowien entdeckte Bettinas Talent im Zeichnen und Malen bereits in ihrem achten Lebensjahr. Dies geschah 1944/45 während des langen Aufenthaltes in Kreuzthal-Eisenbach. Die zielbewusste Arbeit begann 1950. Die junge Künstlerin hatte das Glück, ihren Lehrer Bowien auf seinen Reisen nach Sylt und ins Tessin begleiten zu dürfen. Hier setzte sein Einfluss auf ihr Schaffen bewusst formend ein. Sein ständiges Drängen, großformatig zu arbeiten und furchtlos alle Themen zu bewältigen, hat Bettinas Selbstvertrauen sehr gestärkt. Von 1954 bis 1958 besuchte sie die Kölner Werkschulen, die Kunstakademie München und die königliche Kunstakademie in Kopenhagen. Als Bettinas langjähriger Mentor betonte Bowien, selbst Anhänger der traditionellen Schule zu sein, seiner Schülerin jedoch absichtlich jede individuelle Freiheit gelassen zu haben. Der Respekt, den sie einander zollten, wird nicht in Ähnlichkeit ihrer Malerei, sondern gerade in deren Gegensätzlichkeit bezeugt. Das erste, was sie Erwin Bowien lehrte, so erfahren wir es von der Künstlerin selbst, war das Sehen, das bewusste Sehen eines Gesichtes, einer Figur, einer Bewegung, einer Landschaft. "Ich lernte von ihm eine durchdringende Betrachtung". Aber auch die Kultur der Farbe, die Perspektive und Bettinas Malweise waren in Zeichnungen und Farbgebung bis in die 60er Jahre expressionistisch geprägt.
Vom Altmeister des Expressionismus, dem damalig 70 Jahre alten Karl Schmidt-Rottluff, erfuhr sie die Worte „Bettina bleib dir treu“. Die Sturm- und Drang Zeit fand mit einem langen Malaufenthalt in Ägypten 1962 und dem ersten Aufenthalt 1963 in Algerien statt, wohin sie schließlich auswanderte. Sie heiratete den algerischen Bauunternehmer Abdelhamid Ayech und gründete mit ihm eine Familie. In der Begegnung mit einer anderen Welt und anderen Menschen, künstlerisch aber mit dem allein gelassen, was ihr Erwin Bowien mitgegeben hatte, setzte sie das von Bowien ererbte Europäertum als Zeugin für Algerien und Vermittlerin zwischen zweier Welten ein.
Die Malerin Bettina Heinen-Ayech lebte viele Jahre in der kleinen Stadt Guelma in Ostalgerien und ist wie Ihr Lehrer immer eine „Plein Air“ Malerin geblieben. Als angesehene Aquarellistin ist sie eine der bekanntesten Künstlerinnen Algeriens.
Mitte der 50er Jahre lernte Erwin Bowien den Hamburger Fabrikantensohn Uwe Millies kennen. Dieser legte sich später den Künstlernahmen Amud Uwe Millies zu und signierte seine Bilder oft nur mit dem Pseudonym Amud. Die zielbewusste Arbeit begann Mitte der 1950 Jahre. Der junge Künstler begleitete den stetig reisenden Meister auf einigen seiner Stationen und blieb ihm fortan sehr verbunden. Erwin Bowien hatte sein Schaffen nach und nach von der Pastellmalerei schwerpunktmäßig in seinem Spätwerk auf das Arbeiten mit Ölfarbe verlegt. Diese Technik sollte die Anfangsjahre des jungen Künstlers dominieren. Nach dem Tode des Meisters entdeckte Amud Uwe Millies die Pastellmalerei, die sein bevorzugtes Medium werden sollte. Von allen Schülern Bowiens sollte Amud Uwe Millies am meisten der traditionellen Schule anhängen, wobei er jedoch einen völlig eigenen unverkennbaren Stil entwickelte. Wie Bowien wurde auch Amud Uwe Millies zu einem reisenden Maler. Er unternahm zeitlebens ausgedehnte und exotische Malreisen nach Asien, Südamerika und Alaska. Insbesondere nach Nepal, Bali, Mexico und Peru sollte es ihn immer wieder hinziehen. Fasziniert von den Menschen und ihren Kulturen dokumentierte er in seinen Bildern Welten, die es nicht mehr gibt.
Erwin Bowien förderte über lange Jahre den holländischen Künstler Dirk Oudes, den er sehr schätzte. Bowien wurde sein erster Lehrer und ermutigte den Künstler mit der Malerei zu beginnen. Er organisierte diesem Maler 1937 seine erste Ausstellung in Alkmaar. Im Jahr 1939 reiste der berühmte französische Maler André Bauchant (1873-1958) aus Château-Renault extra nach Holland, um Dirk Oudes kennenzulernen. Erwin Bowien diente als Übersetzer und fertigte eine Portraitzeichnung von Bauchant an, die nun als Signet des Beauchant-Vereins genutzt wird. Diese Zeichnung wurde von der Französischen Post als Motiv für eine Ersttagsbriefmarke verwendet.
Mehr unter: www.dirkenjaapoudes.nl
Die Husumer Malerin und Bildhauerin Ruth Nossenheim wurde 1914 in Berlin als dänische Staatsbürgerin geboren. Zwei große Strömungen polarisierten das Leben von Ruth Nossenheim: Musik und bildende Kunst. Nach einem Studium an der Kunstschule von Professor Rostrup-Boysen in Kopenhagen erweiterte sie ihre Ausbildung erst bei Erwin Bowien, danach bei Professor Isaak Soya an der Brooklyn-Museum-Art-School. Ruth Nossenheim kam 1959 nach Husum, wo fortan Ihr Atelier stand. Plastiken von Ruth Nossenheim, die viele Ausstellungen im In- und Ausland bestritten hat, sind unter anderem zu finden in Gütersloh, Kiel, Ahlen und in Husum.
1988 erhielt Frau Nossenheim anlässlich einer Ausstellung Ihrer Werke im Husumer Schloß den Otto Dix Preis.
Ruth Nossenheim hat von Ihrem Lehrer Erwin Bowien zwei Plastiken geschaffen.
Helmut Schaeffer war, in den 1920er Jahren, auf dem Gymnasium Schwertstraße in Solingen - wie auch der spätere Bundespräsident Walter Scheel - Schüler Erwin Bowiens und wurde durch seinen Kunstlehrer so stark beeindruckt, dass er sich selbst zur Malerei berufen fühlte und ein Leben lang die Nähe zum Werk Bowiens nicht verleugnete.
So stieß Helmut Schäfer, der Kulturpolitischer Redakteur des Solinger Tageblattes war und lange Jahre dessen Redaktions Leitung inne hatte, vom ersten Tag seines Bestehens an zum Freundeskreis Erwin Bowien e.V. und wurde in dessen Vorstand tätig, er hat in seiner beruflichen Tätigkeit das Lebenswerk Bowens begleitet und in zahlreichen Rezensionen gewürdigt, die teilweise auch in die Erwin Bowien Monographie von Hans Karl Pesch eingegangen sind.
Erst nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben ist Helmut Schaeffer mit eigenen Kunstausstellungen hervor getreten und hat dabei stets engagiert auf seinen Lehrer verwiesen, dem er auch im Bildausdruck nah geblieben war.
Erwin Bowien war der erste Lehrer des bedeutenden Karikaturisten, Bühnenbildners und Grafikers Rudi Stern. Der gebürtige Remscheider zog als Kind mit seinen Eltern nach Solingen. Ab 1927 ging er zur Solinger Fachschule. In dieser Zeit nahm er Privatunterricht bei Erwin Bowien. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zog er nach Berlin und wurde mit einem Arbeitsverbot belegt. Sofort nach Kriegsende betätigte er sich als politischer Zeichner. Er arbeitete für die in- und ausländische Presse. 1964 wurde er las Dozent an das staatliche Lehrinstitut für Grafik, Druck und Werbung in Berlin Berufen. 1970 erhielt er eine Professur für „Visuelle Kommunikation“ an der Hochschule der Künste in Berlin.
Quelle: Ralf Seiheimer, Privatunterricht bei Bowien. Solinger Morgenpost, Dienstag, 20. Dezember 2005