Erwin Bowien hat Zeitlebens intensive Kontakte zu vielen Künstlern gepflegt. Er war ein sehr fleißiger Briefeschreiber. Nachfolgende Auflistung biografischer Notizen ist nur eine kleine Auswahl. Sie berücksichtigt nur bereits verstorbene Persönlichkeiten.
Frieda Enzenroß, geborene Günther, war die erste große Muse von Erwin Bowien. Sie wurde am 16. August 1888 in Eschwege in Thüringen geboren und wuchs im nahen Wanfried an der Werra auf. Ihr Jugendtraum – Schauspielerin zu werden – ließ sich nicht umsetzen. Die Neigung zur Theatralik blieb. Gerne deklamierte Sie die viele Balladen, die sie auswendig kannte. Im Jahre 1913 heiratete sie den Markgräflichen Förster Karl Enzenroß mit Sitz im herrschaftlichen Forsthaus Killenberg (an der Straße zwischen Salem und Mühlhofen gelegen). Die Familie wuchs auf drei Töchter und einen Sohn heran. Jede der Töchter spielte ein Instrument – Geige, Cello und Klavier. Das Leben am Killenberg war aber hart und entbehrungsreich. Sie war eine großartige Köchin. Selbst Prinz Max von Baden, damals schon ein alter Herrr, hat sich gelegentlich auf den Killenberg eingeladen, um „ihre Wildente“ zu essen, wie sie immer Stolz erzählte. Erwin Bowien verschlug es dann 1919 als demobilisierter Soldat nach Konstanz am Bodensee, wo er zufällig die Bekanntschaft mit Frieda Enzenroß machte, und fasziniert von Ihr, über ein Jahrzehnt sehr engen Kontakt zu Ihr und Ihrer Familie halten sollte.
Er berichtete in seinen Memoiren, wie es ihn beeindruckte, wie sehr Sie ausgehungert war nach geistig – künstlerischen Anregungen. Bowien brachte unendlich viele Bücher auf den Killenberg und lass seiner Muse stundenlang daraus vor. Als Sie erkrankte, wachte er aufopfernd an Ihrem Krankenbett. Höhepunkte der Gemeinsamkeit war dann eine Reise die Bowien mit Frieda Enzenross nach Venedig unternahm. Als Bowien in Solingen Erna Heinen – Steinhoff kennenlernte, löste sich allmählich das Verhältnis mit der Familie am Killenberg, Bowien ging ins Exil nach Holland und sah Frieda erst 1945/46 wieder, anlässlich eines kurzen Besuches. Danach tauchte er erst wieder 1964 völlig überraschend bei Frieda Enzenroß auf. Sie starb tragisch im Jahr 1966 als Sie von einem Auto angefahren wurde. Mit der Zeit entstanden viele Bilder von der Familie Enzenroß und von der Gegend um den Killenberg. Bowien sollte Zeitlebens von der Familie Enzenroß, aber insbesondere von seiner Muse schwärmen. Durch Sie hatte er am Anfang seiner Künstlerischen Karriere in der unglaublich schwierigen Zeit am Beginn der zwanziger Jahre, den Mut gefunden seinen weg als Künstler zu gehen.
Erna Johanna Ida Heinen – Steinhoff wurde 1898 in Düsseldorf als Tochter des Studienrates und Konrektors, Herrn Wilhelm Steinhoff zur Ahse (1869 -1936), aus Haus Ahse bei Soest und Frau Maria Tümmers ( 1874 -1943) aus Solingen, geboren. Sie war das älteste Kind des Ehepaares und kam drei Jahre nach der Hochzeit Ihrer Eltern (1895) zur Welt. Später sollte noch eine kleinere Schwester hinzukommen. 1919 lernte sie den jungen Philologen und Schriftsteller Hanns Heinen (1895-1961) kennen und ehelichte ihn. Der junge Dichter konnte noch im selben Jahr ein historisches Bühnenstück mit dem Titel Spartakus in Leipzig veröffentlichen. 1919 sollte er auch als Redakteur beim Solinger Tageblatt eingestellt werden. Später wurde er Chefredakteur mehrerer Zeitungen um arbeitete zuletzt als freier Journalist und Autor. Er war durchgängig als Autor und Lyriker Tätig und verfasste mehrere Bühnenstücke, Wirtschaftliche Abhandlungen und Zeitlebens Gedichte. Das Haus der Heinens sollte sich dank des großen Interesses von Erna Heinen – Steinhoff für die Literatur, der Musik und die Kunst schnell zu einem Treffpunkt für Künstler, Literaten und Intellektuelle der Region werden. Durch ihre außergewöhnliche Belesenheit und ihre geistige Ausstrahlung zog sie viele schöpferische Menschen in ihren Bann und befähigte sie zu eigenen geistigen und künstlerischen Leistungen. So entstand ein Literarischer und Künstlerischer Salon den Erna Heinen-Steinhoff ein Leben lang als Salondame für geladene Gäste fortführen sollte. Die Familie zog mehrfach in Solingen um und im Dezember 1932 erwarb Hanns Heinen ein Anwesen im Solinger Stadtteil Höhscheid, dem „Schwarzen Haus“ einem historischen Fachwerkgebäude aus dem 18. Jahrhundert.
Im Jahr 1928 lernte Erna Heinen-Steinhoff den junge Maler Erwin Bowien (1899-1972) kennen, den die Familie Heinen umgehend „adoptierte“ und fortan bis zu Ihrem Lebensende innig verbunden blieb. Erwin Bowien war von Ihrer Persönlichkeit und Ihrem Wissen so sehr beeindruckt dass er sie, nach und nach, zu seiner Muse erklärte und in zahlreichen Portraits Verewigte. Er Schuf für Sie ein Kosename und nannte sie « Amiela ». Später, nach seiner Rückkehr aus dem Exil und der Zeit im Untergrund, im Jahr 1945, sollte er dauerhaft in das so genannten „schwarze Haus“ in Solingen einziehen und zusammen mit „Amiela“ eine Künstlerkolonie gründen.
Im Krieg wurde Sie mit Ihren Töchtern, zum Schutz vor den Bombardierungen, aufs Land geschickt. Da die Familie Steinhoff Ihre Urlaube immer im Allgäu - in Pfronten verbrachte – optierte Sie für das Allgäu und wurde in eine kleine Gemeinde im Allgäu - nach „Kreuzthal-Eisenbach“ bei Isny, tief im Herzen der Adelegg, umquartiert. Anfangs nur im Sommer, ab 1943 dauerhaft. Ende 1943 sollte Bowien auch ins Kreuztal kommen. Ab 1945 kehrten die Heinens zurück nach Solingen.
In den Jahren 1945-48 durchlitt die Familie schwere Hungerjahre. Das Rege Kulturelle Leben wurde aber zu keiner Zeit unterbrochen. Im Hause herrschte immer ein reges Kommen und Gehen. Es wurde gemalt, gedichtet und komponiert. In den 50 Jahren konnten die Familien erste Malreisen unternehmen und reisten nach Sylt und in die Schweiz. Die Künstlergemeinschaft bereicherte sich durch den Hamburger Fabrikantensohn und Maler – Amud Uwe Millies – welcher Erwin Bowien auf Sylt kennen gelernt hatte. In den 60er Jahren folgten Reisen nach Griechenland und Algerien. 1969 verstarb Erna Heinen-Steinhoff.
Signatur von Adolf Heinrich Neufeldt
Adolf Neufeldt war der Großvater Mütterlicherseits des Künstlers und eine wichtige Bezugsperson im Leben von Erwin Bowien.
Der von ihm Hochverehrte Großvater Stammte aus Ostpreußen aus einer Familie die ursprünglich 1525 aus Groningen in Holland als Mennoniten nach Ostpreußen gezogen war und ursprünglich „Van der Niefeld“ hieß.
Sie hatten sich aus Landmangel in die Ferne begeben. Friedrich der Große begünstigte ihre Ansiedlung und gab Ihnen einen besonderen Status. Wie sie es von ihrer alten Heimat gewohnt waren, legten die Mennoniten das oftmals überschwemmt the Weichsel Delta durch Gräben und Deiche trocken. Der 1848 geborene Adolf Neufeldt ging bei seinem Vater der eine gut gehende Klempnereibetrieb in die Lehrer.
Das Fahrrad war das beliebteste Fortbewegungsmittel des Wandavogels Adolf Neufeldt. Selbst über die Alpenpässe wurde öfter nach Italien geradelt, obgleich das Land der Zitronen um 1900 noch nicht so ungefährlich war wie heute. Doch Adolf Neufeld sprach fließend italienisch und trug einen Vollbart, so dass er zuweilen für ein Garibaldianer gehalten wurde. Im Jahr 1904 stürzte er mit dem Rad in den Maggia-Grund bei Locarno, kam aber mit heiler Haut davon. Nachdem die Zehn Kinder das Haus verlassen hatten und auch die Lebensgefährtin und Gattin Marie Luise 1902 gestorben war, wurde die Freiburger Billa verkauft. Der Großvater lebte noch zeitweise bei seinem Sohn Hans in Kiel, später wohnt er abwechselnd in Interlaken, Jachenau und Meran. Von diesen Orten besuchte er noch häufig seine Kinder und zahlreichen Enkelkinder.
1905 fuhr Adolf Neufeldt mit dem Rad bis nach Sizilien, 1909 ging es durch Tunesien und Algerien, 1910 trug ihn sein Stahlross durch Frankreich und die Pyrenäen nach Nord Spanien, 1912 schwang er sich mit 64 Jahren zu seiner letzten großen Rad Tour durch Algerien auf. Im Jahre 1913-14 fuhr er dann auf eine Einladung des norddeutschen Lloyd nach Ägypten und gelangte dabei bis nach Assuan. Durch diese Reisen, die damals noch recht ungewöhnlich waren, entstanden verschiedene Abhandlungen, Zum Beispiel über Lourdes, Tunesien, das Atlasgebirge, Konstantinopel und Ägypten, die in Fortsetzungen in großen Tageszeitungen und als Sonderdrucke erschienen.
Mit 83 Jahren ist sehr ungewöhnlich vielseitige, für viele interessierte und stets aktive Großvater am 10. September 1930 Uhr verstorben. Sein Grab befindet sich in Meran.
Erwin Bowien war seinem Großvater sehr zugetan und besuchte ihn sehr oft. Für ihn war der alte Herr einer der wichtigsten Bezugspersonen in seiner Familie.
Als Junger Maler lernte Erwin Bowien den Meister Hans Thoma kennen den er sehr verehrte. Er empfand das Hans Thoma der größte religiöse Maler seiner Zeit war. Zuletzt besuchte er den Maler kurz vor seinem Tode.
Erwin Bowien schrieb über seine letzte Begegnung mit Hans Thoma: „ ... Da saß er, wie Gott Vater auf einem alten Bilde, gelähmt und zugleich in äußerster Wachheit, betrachtete meine unreifen Zeichnungen und erkannte dennoch an; Segnete mich wie ein Vater und warnte mich, stets nur bei mir selbst zu bleiben. Die eigene schwäche nie zu verleugnen, „Ich bin durch meine Zeichenfehler berühmt geworden.“ - Er hätte auch sagen können „durch meine Ehrlichkeit berühmt geworden". Wohin will der Thoma, frug die Kritik, und er erwiderte, „bei sich selbst bleiben.“
Erwin Bowien lernte den berühmten US-amerikanischen Tänzer, Philosoph, Dichter, Künstler und Galeristen in Paris anlässlich einer seiner jährlichen Aufenthalte in der Stadt Paris kennen und schätzen. Raymond war der Bruder der Weltberühmten Tänzerin Isadora Duncan. Er war der Sohn eines reichen Bankiers. 1898 verließ er die Vereinigten Staaten und lebte einige Zeit in London, Berlin, Athen, bevor er sich endgültig in Paris niederließ. Raymond Duncan und seine Familie trugen historisierende Kleidungen im Stil der Kleidung der griechischen Klassik. Seine Philosophie stellte Duncan in einem Interview für einen Dokumentarfilm von Orson Welles 1955 vor. Bereits 1911 gründete er mit seiner Schwester Isadora Duncan in der 21 Rue Bonaparte in Paris die Akadémia. Er veranstaltete Konferenzen mit themenbedingten Veranstaltungsorten und Ausstellungen. Von 1929 bis 1977 existierte die Akadémia in der Rue de Seine 31 in Paris. Sie beinhaltete auch die Galerie Raymond Duncan in welchem Erwin Bowien 1964 seinen großen Pariser Ausstellungserfolg erlebte. In seinen Memoiren schreibt Bowien „….Der alte Herr Duncan lief wie eine Naturerscheinung des Fidus, eines Malers der Jahrhundertwende, herum. Mit langem weißem Haar, Stirnbinde und handgewebtem Sackkleid, nackten Füßen und Sandalen, und seine Gefährtin desgleichen. Der alte Balzac hätte seine Freude an ihm gehabt. Er verstand es stets, einen Kreis von Menschen, um sich zu scharen, so dass ich bei der Eröffnung meiner Ausstellung ein aufmerksames Publikum hatte. Aus dem Nachlass von Erwin Bowien existiert auch ein mit Isadora Duncan betiteltes Gedicht.
Die Graphitzeichnung welche Erwin Bowien vom berühmten französischen Maler 1939 anfertigte dient immer noch als Signet der „Association Les Amis d‘ André Bauchant" in Frankreich. Der Weltbekannte Maler hatte Erwin Bowien Ende der 30er Jahre in seinem holländischen Exil getroffen. Daraus entstand eine Freundschaft und ein Künstlerischer Austausch.
Die Schweizer Kunstmäzenin Maria Benedetti, schuf aus dem früheren Restaurant Usterhof in Küsnacht/Zürich die „Kunststuben“ und leistete auf dem Gebiet des Galerierestaurants Pionierarbeit. Das Haus entwickelte sich rasch zu einem Versammlungsort für kulturelle Ereignisse. Sehr zahlreiche Maler und Bildhauer zeigten dort erstmalig Ihre Werke und Sie war in der Schweizer Kunstwelt eine feste Größe. So waren bei ihr auch immer wieder renommierte Künstler zu Gast. Zu diesen Künstlern gehörte auch Erwin Bowien, welcher eine große Affinität zu der Stadt Zürich hatte. Im Jahre 2017 wurden im Züricher Auktionshaus Koller drei Gästebücher aus den Jahren 1945–1965 der Galerie „Kunststuben“ versteigert. Diese beinhalteten, unter anderem, auch eine Originalzeichnung von Erwin Bowien.
Otto Bowien – polnisch Otto Bowiena – wurde 1863 als Sohn des Kaufmanns Theodor Bowien und Johanna Kramer in der alten „Herderstadt“ Mohrungen in Ostpreußen geboren. Erst Stadtpfarrer in Mohrungen – dort wurde er Vormund des berühmten Theologen Bruno Doehring (1879-1961) dem zukünftigen Hausgeistlichen des Kaiserhauses und Dekan des Berliner Doms, Theologieprofessor und Politiker. (Doehrings Schulfreund, der Schriftsteller Paul Fechter, erinnert sich in seinen Schriften auch an Pfarrer Bowien als eines energischen, tatkräftigen und fröhlichen Mannes). Im März 1901 wurde Otto Bowien als Pfarrer im berühmtem Badeort Sopot an den Toren von Danzig tätig. Er sammelte energisch für den Bau einer neuen Kirche, zur dessen Einweihung die Kaiserin persönlich erschien. Otto Bowien nahm am öffentlichen Leben der Stadt Sopot regen Anteil. Er initiierte ein Kinder- und Schutzschulzentrum sowie Wohnungen für pensionierte Geistliche, insbesondere aber blieb er im Gedächtnis für die Gründung eines großen Pflegeheimes für alleinstehende Frauen. Otto Bowien hatte ein sehr gutes Verhältnis zu seinem Neffen Erwin Bowien. Am 10. Juni 2001 wurde der Park vor seiner ehemaligen Kirche feierlich nach ihm benannt.
Literatur: Sopot – skwer wokół kościoła
nazwany imieniem ks. Otto Bowiena,
Diaspora, R. 10, 2002, S. 50–52
A. Łukasiak, Ksiądz Otto Bowien, Sopocianie
– gazeta, nr 8–9, 2014, S. 2
Tekst: Jerzy Domasłowski UAM
Literatur: Bowien, Erich: Der Rheinhafen in Weil am Rhein. Markgräfler Jahrbuch 1939, S. 84-86
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Dr. Phil. Johannes van Els kam aus Düsseldorf. Er wirkte als Lehrer lange Jahre an der Solinger August-Dicke Schule. Bereits als junger Mensch kam er in engen Kontakt mit den Künstlern, die man heute als „Junges Rheinland“ bezeichnet. Interessiert an Kunst und Literatur war er mit seiner Gattin, regelmäßiger Gast im Salon des Schwarzen Hauses da ihn auch eine intensive persönliche Freundschaft mit der Familie Heinen verband.
Der wichtigste und prägendste Lehrer von Erwin Bowien war sicherlich der große Meister Robert Engels (1866-1926), dem Begründer des Münchener Neuimpressionismus, welcher Bowien an der Kunstakademie in München kennen lernen sollte. Engels war der Sohn eines Solinger Stahlwarenhändlers und studierte an der Kunstakademie in Düsseldorf (1886–1889). Dort waren Hugo Crola, Johann Janssen, Heinrich Lauenstein und Adolf Schill seine Lehrer. Außerdem bildete er sich durch Aufenthalte in Frankreich, England und Belgien fort. Anfangs in Düsseldorf tätig, nahm er 1898 nahm eine Tätigkeit in München auf, wurde 1910 Lehrer und später Professor an der Kunstgewerbeschule München. Im Jahr 1908 heiratete Engels seine Schülerin Gustava von Veith (1879–1970). Er wurde Mitarbeiter der Zeitschrift Jugend. Berühmt wurde er als Illustrator und als Begründer des Münchener Neuimpressionismus. Unter seinen Studenten waren, neben Erwin Bowien, unter anderem auch Franz Kolbrand (1892–1952), Otto Michael Schmitt (1904–1992), Carl Otto Müller (1901–1970). Nach dem Tod ihres Ehemanns übergab Gustava Engels im Jahr 1934 große Teile seines künstlerischen Nachlasses an die Stadt Solingen. Nach ihrem Tod fielen auch seine restlichen künstlerischen Arbeiten und ihr persönlicher Nachlass an die Stadt.
Als Erwin Bowien in Berlin studierte, lernte er den berühmten Kunstkritiker und Professor Oskar Fischel kennen und wurde nachhaltig von Ihm beeinflusst. Professor Fischel studierte Kunstgeschichte in Königsberg und Straßburg, wo er 1896 mit einer Dissertation über Raphaels Zeichnungen promovierte. 1900/01 bearbeitete er die Kupferstichsammlung des Wallraf Richartz Museums in Köln wurde 1923 zum außerordentlichen Professor für Kunstgeschichte ernannt. In dieser Zeit lernte er den Jungen Bowien kennen.
Berühmt wurde er mit seiner kunsthistorischen Forschung über den Renaissance Maler Raffael. Erwin Bowien war begeistert von der didaktische Neuerung die Professor Fischel einführte und zwar die Übungen vor Originalen. Sehr oft stand der Professor mit seinen Schülern im damaligen Kaiser Friedrich Museum, dem Ort des heutigen Bode Museums als Ergänzung zu den Vorlesungen an der Universität. Seine pädagogischen und rhetorischen Fähigkeiten kamen bei öffentlichen Vorträgen und im Rundfunk zur Geltung. Hier fand Bowien die Anregung für die Hunderte von Vorlesungen, die er später an der Solinger Volkshochschule halten sollte.
Auch mit den künstlerischen und volksbildnerischen Möglichkeiten des Films setzte sich Professor Fischel auseinander. Seine kunstwissenschaftlich gewichtigste Leistung aber sind die grundlegenden Erkenntnisse über Raffael, die er in zahlreichen Abhandlungen brillant formulierte. Erwin Bowien sollte seinen Lehrer ein letztes Mal im Exil in Holland treffen, als Oskar Fischel auf der Flucht vor dem nationalsozialistischen Regime, auf seinem Weg nach England in der Gegend von Alkmaar Halt machte. Oskar Fischel starb 1939 in London.
Der deutsche Schriftsteller und Mitglied im Bamberger Dichterkreis – Otto Franz Gmelin – wurde 1886 in Karlsruhe geboren und verstarb 1940 in Köln.
Gmelin entstammte einer badischen Gelehrtenfamilie. Er studierte Philosophie und Naturwissenschaft in Karlsruhe und Heidelberg. In den Jahren 1911/12 ging er
bis 1914 nach Mexiko, wo er als Erzieher bei einer deutschen Familie wirkte. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst, wurde jedoch schon bald aus
gesundheitlichen Gründen aus der Armee entlassen.
1917 promovierte er in Heidelberg zum Doktor der Philosophie. Im selben Jahr erhielt er eine Stelle als Studienrat am Realgymnasium in Solingen-Wald. 1918 heiratete er Klara Ella geborene
Stegmann. Bald nach seinem Umzug nach Solingen, lernte er durch seine schriftstellerische Tätigkeit den jungen Redakteur Hanns Heinen (1895-1961) kennen, mit
welchem ihm fortan eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte. Dieser führte ihn in den „Salon“ der Erna Heinen-Steinhoff in Solingen ein, wo er fortan
ein gern gesehener Gast wurde und sich auch mit dem Maler Erwin Bowien (1899-1972) anfreundete. Ab 1936 lebte er als freier Schriftsteller in Bensberg bei
Köln. Otto Gmelin verfasste vorwiegend historische Romane und Erzählungen. Bis zu seinem frühen Tode, blieb seine Freundschaft mit Erwin Bowien erhalten.
Als Erwin Bowien in Dresden studierte, wurde er Schüler des berühmten Malers Richard Müller. Damals unterrichtete auch Kokoschka an der Kunstakademie, Bowien ging aber nicht zu Ihm, er sich vor seiner Egozentrizität. So ging er zum strengsten Lehrer der Akademie, Professor Richard Müller. Dieser wurde 1874 in der böhmischen Stadt Tschirnitz an der Eger geboren. Nach Ausbildung in Meißen und an der Kunstakademie in Dresden, gewann er 1896 den Großen Rompreis der Preußischen Akademie der Künste. Im Jahr 1900 erhielt Müller, inzwischen in Dresden ebenso bekannt wie Klinger, eine Professur an der Akademie. 1933 wurde er zum Rektor der Dresdner Kunstakademie ernannt und 1935 vom sächsischen Kultusminister aus dem Rektorat entlassen. Nach einem halben Jahr bei Professor Müller, erklärte dieser Bowien für „fertig“. …“ Haben Sie hier“ – und er machte die Bewegung des Geldzählens – „ dann fangen Sie an“!...Die namenslos erstaunten Schüler sahen mich fortgehen. Tagelang sprach ich vor mich hin: „ Haben Sie Geld, dann fangen Sie an.“ Erwin Bowien sollte anschließenden seinem Lehrer nicht mehr begegnen. Richard Müller starb 1954 in Dresden.
Erwin Bowien lernte im Solingen der 20er Jahre den Musikdirektor Hermann Assmann kennen und freundete sich mit Ihm an. Herr Assmann war ein sehr fleißiger Komponist und schuf zahlreiche Opern.
Erwin Bowien lernte während seines Exils in Holland , in Hoorn, den Wiener Maler Carl Fahinger kennen. Dieser kam jährlich nach Hoorn. Er berichtet darüber in seiner Autobiografie.
Zu den wichtigsten Schweizern, die seit den 50. Jahren regelmäßig den Solinger Salon von Erna Heinen-Steinhoff aufsuchten, gehörte der Berner Mäzen, Kunstsammler und Heimatforscher Herr Eduard M. Fallet - Von Castelberg. Herr Fallet - Von Castelberg, welcher zeitweise die Schweizer Bundesbahn leitete, war der wichtigste Sammler und Förderer der Künstler Bettina, Bowien und Millies in der Schweiz. Er lernte Erwin Bowien kurz nach dem zweiten Weltkrieg anlässlich einer der ersten Schweizer Reisen des Künstlers nach dem Krieg kennen. Er stammte aus dem französischsprachigen Kanton Neuchatel am Neuenburger See, wo auch Erwin Bowien seine Jugend verbrachte hatte und half zusammen mit Erik Thiebaud, Bowiens Jugendfreund, dem Künstler in der Schweiz wieder Fuß fassen zu lassen. 1954 organisierte er in Bern die erste Ausstellung von Bowien in der Schweiz nach dem zweiten Weltkrieg die er auch persönlich eröffnete und dem Berner Publikum engagiert näherbrachte. Fortan hat er kontinuierlich und mit viel Einsatz das weitere Wirken Bowiens durch Publikationen und die Patronage zahlreicher Ausstellungen begleitet. Die Freundschaft beider Männer währte bis zum Tode des Künstlers. Er war der erste der die Entzifferung der Autobiografie von Erwin Bowien – ein kaum leserliches Manuskript welches in aller Eile im Sterbebett des Künstlers entstanden ist – in Angriff nahm. Aus seiner Feder stammt auch die erste Monographie über die Künstlerin Bettina Heinen-Ayech, welche 1967 unter dem Titel: „ Bettina Heinen“ im Berner Verlag Kleiner - in einer deutschen und in einer französischen Ausgabe - publiziert wurde.
Auf vielfältiger Weise trat er in der Schweiz und in Deutschland als Kunstförderer hervor. So war er Ehrenpräsident des Berner Musikkollegiums und erster Präsident des Freundeskreises Erwin Bowien e.V. den er 1976 im Solinger Klingenmuseum mitbegründete. Sein breites literarisches schaffen wandte sich, neben der Kunstgeschichte auch der regionalen Geschichte, insbesondere der historischen Ortschaft Bremgarten bei Bern zu. Das hat sich in einer ganzen Reihe von Büchern und Schriften niedergeschlagen. Neben Bowien hat er sich literarisch und Kunsthistorisch auch den Künstlern Johann August Nahl, Bildhauer des Barocks, und dem Maler Paolo (1894-1982) zugewandt.
Der Vater von Erwin Bowien – Erich Bowien – wurde am 13.12.1871 als Albert Oskar Erich Bowien in der Herder Stadt Mohrungen in Ostpreußen geboren. Als Ingenieur sehr erfolgreich baute er in Deutschland und Russland Fabriken und Häuser. Ab 1900 in Berlin Tätig, errichtete er zahlreiche Gebäude und besaß mehrere Mietshäuser. 1908 plant er die Auswanderung nach Marokko, muss aber aufgrund einer Krankheit in der Schweiz haltmachen. Er eröffnet im selben Jahr in Zürich in der Bahnhofstraße unter dem Namen „Kunst und Luxus“ ein Geschäft für chinesische und japanische Kunst, die er direkt aus Fernost importieren lässt. Für die Familie mietet er ein Haus oberhalb von Neuchâtel in der französischen Schweiz. Ab 1914 als Offizier im Krieg an der Westfront. Zuletzt als Hochdekorierter Major der Pioniere. Er erlangte während des Ersten Weltkrieges Bekanntheit da er den Fehler in der Zündung der deutschen Handgranate herausfand und darauf hinwirken konnte, dass dieses Modell ausgetauscht wurde. Nach dem Krieg versucht er einen Neuanfang in Basel, wird dann Mitte der zwanziger Jahre nach, Weil am Rhein Berufen, um den dortigen Rheinhafen aufzubauen und zu leiten. Er baut schließlich in Weil am Rhein sein letztes Haus. Obwohl er dem Ansinnen seines Sohnes Künstler zu werden ablehnend gegenübersteht – Du kannst alles werden, nur nicht Maler – unterstützt er Zeitlebens seinen Sohn und versteckt ihn während seiner Flucht in Weil am Rhein. Später sucht er ihn in seinem Versteck in Kreuzthal-Eisenbach auf. Er stirbt am 24.02.1948 in Weil am Rhein.
In der Malklasse von Prof. Robert Engels an der Münchener Kunstakademie lernte der junge Erwin Bowien den älteren Münchener Kollegen Karl Caim kennen. Dieser sollte ihn tief und nachhaltig beeindrucken. Es entstand eine große Freundschaft zwischen den beiden Malern.
Caim war von der Ausbildung her ein Schneidermeister. Da er ohne Geld auf die Akademie ging, war er von unvorstellbare Armut verfolgt. Erwin Bowien berichtet in seinen Memoiren wie dieser sogar die Hornknöpfe von seinem Mantel verkaufte, um an Geld zu kommen. Karl Caim
war ein Darsteller des Münchner Volkslebens, seine Motive: Verkaufsbuden mit Kindern, Karussells, Einzelpaare, das Treiben auf den Schwabinger Wiesen und Bauplätzen, das ganze unbeschreibliche
„Miljö“ wie wir es von Zille kennen. Bowien erlebte wie Caim – um an Papier zu
kommen – zu Druckerrein ging, um Papierabfälle zu bekommen. Der kleinste Fetzen war noch gut genug. Durch ihn lernte Bowien was Papier für einen so armen Maler bedeutet. Als Bowien 1945 nach München kam und nach seinem alten Freunden zu suchen,
musste er voller grauen erfahren, dass der Münchner Maler während des Zweiten Weltkrieges in eine Irrenanstalt eingeliefert worden war und ermordet wurde. Als er versuchte noch einige Werke zu
retten, erschütterte ihn die Aussage der Erben, dass sie alles entsorgt hätten. In seiner Autobiografie, die der Künstler auf seinem Totenbett 1972 schrieb, widmete er seinem alten Freund Karl
Caim fast ein ganzes Kapitel.
International renommierte Haiku-Dichterin. Geboren als Deutschschwedin in St. Petersburg floh Sie während der Revolution nach Deutschland wo Sie zwischen Rostock, Berlin und Breslau pendelte. Nach dem Krieg lässt Sie sich erst in Regensburg dann in Fischach nieder. Mitglied in zahlreichen literarischen Verbänden und seit 1983 Ehrenmitglied des Senryu-Zentrums. Sie gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Freundeskreises Erwin Bowien e.V. Sie hatten Bowien und seine Schülerin Bettina nach dem zweiten Weltkrieg in München kennen gelernt und war in den 60er Jahren - trotz der langen Anreise - mehrfach im Solinger Salon im Schwarzen Haus zur Gast.
Zum Eintritt in den Freundeskreis Erwin Bowien e.V. dichtete Sie folgenden Vers:
Erwin Bowien
Deiner Seele Ruf
deiner weiten Schwingen Flug
Kraftquell deiner Kunst
Rosy Haan war eine renommierte deutsche Sopransängerin, die unter anderem auch mit Grete Löwe Konzerte gegeben hatte. In den 30er Jahren emigrierte sie in die Niederlande. Sie ließ sich Alkmaar nieder wo sie eine kleine Wohnung mietete und gab den Damen des dortigen Schulkollegiums Unterricht. Als regelmäßiger Gast des Salons der Familie Hemelrijk in Bergen traf Sie dort jeden Freitag auch den Maler Erwin Bowien. Ein letztes Mal traf Bowien die Sängerin während des Überfalls der Wehrmacht auf die Niederlande im Mai 1940. Rosy Hahn war es jedoch möglich sich im allerletzten Moment nach England abzusetzen.
Erwin Bowien lernte den namhaften isländischen Komponisten, Volksliedsammler und Musikwissenschaftler im Jahre 1949 in Zürich kennen. Fortan verband die beiden Männer eine Freundschaft. Erwin Bowien war fasziniert von der nordischen Sagenwelt die ihm der Isländer näherbrachte. Hallgrimur Helgason kam oft nach Solingen zu Besuch. Später vertonte er auch Gedichte von Hanns Heinen.
Johann Jakob Josef Heinen, genannt Hanns, war der Vater von Erwin Bowiens Meisterschülerin Bettina Heinen-Ayech. Er wurde am 5. Oktober 1895 in Bauchem, einem kleinen Dorfe nordöstlich von Aachen, im Kreis Geilenkirchen geboren. Er wuchs als 3. Kind und jüngster Sohn auf. Seine älteren Geschwister – waren der hochbegabte Bruder Theo (Theodor) und seine Schwester Fine (Josefa). Im zweiten Lebensjahr des kleinen Hanns Heinen, zog die Familie nach Solingen ins Bergische Land. Hier besuchte er die Volkschule und das Gymnasium Schwertstraße und verließ dieses am 4. August 1914 mit dem „Zeugnis der Reife“. Die römische und griechische Klassik hatte damals im Gymnasium noch einen breiten Raum. Einer seiner Lehrer, der weißbärtige Professor Thamheim, erkannte sein Talent als Lyriker und sollte ihn nachhaltig beeindrucken und beeinflussen. Über seine Kindheit schreibt er “ … Die Kindertage waren, obzwar gebannt in den engen Kreis mangelhaften Wohlstandes. So doch überstrahlt von der ausgleichenden Heiterkeit des katholischen Glaubens … “. Als vierzehnjähriger schrieb er seine ersten Gedichte und dachte daran einmal katholischer Priester zu werden oder, wenn nicht das, dann Gymnasiallehrer für Germanistik und alte Sprachen, die er besonders liebte. Solche Überlegungen wurden durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges jäh unterbrochen. Ab April 1915 musste der junge Mann in den Krieg ziehen und sollte bis 1918 an der Westfront mobilisiert bleiben. Zu seinen schlimmsten Erfahrungen während seiner Zeit als Frontsoldat sollte die Teilnahme an der großen Schlacht bei Verdun zählen. Im Weltkrieg starb an der Front sein Bruder Theo, zu welchem er ein sehr inniges Verhältnis hatte. Er sollte später seinen ältesten Sohn nach ihm Benennen. Unterbrochen durch den Krieg studierte Hanns Heinen an den Universitäten in Münster, Bonn und Straßburg Philologie, Volkswirtschaft und Jura. Während dieser Zeit wurde er ein glühender Sozialist. Er wollte etwas ändern und entschied sich beruflich für den Journalismus.
Das Jahr 1919 wurde in mehrfacher Hinsicht eines seiner wichtigsten Jahre im Leben. Am 28. November heiratete er in Solingen Wald seine große Liebe, Erna Heinen – Steinhoff (1898-1969), deren Familie aus einem Rittergut in der Nähe von Soest – Haus Ahse - stammte. Ihre Familie war evangelisch und die Heirat erfolgte in einer Zeit in welchen Mischehen noch unüblich waren. Aus dieser Ehe sollten vier Kinder entstammen. Anfang der zwanziger Jahre wurden seine beiden Söhne Hans – Theo (1921), und Gunther (1923) geboren. Mitte der Dreißigerjahre folgten seine beiden Töchter Gabriele Eleonore (1934) und Bettina Sabine Cornelia (1937). Erna Heinen – Steinhoff, lehnte nach der Geburt Ihres letzten Kindes, das ihr angetragene, sogenannte Mutterkreuz, ab. Im Jahr 1919, erschien im Leipziger Xenia Verlag sein Erstlingswerk, ein historisches Bühnenstück mit dem Titel „Spartakus“, damals – in dieser revolutionären Zeit mit den vielen „Spartakisten Aufständen“ – ein sehr provokanter Titel. Im selben Jahr wird im Verlag des Solinger Tageblatt eine zweite Auflage dieses Werkes gedruckt. 1919 ist auch der Beginn seiner journalistischen Laufbahn. Er wird als Redakteur des Solinger Tageblatts eingestellt, später wird er sich zum Chefredakteur verschiedener Zeitungen hocharbeiten. In der letzten Phase seines beruflichen Lebens, bis zu seinem frühen Tode am 23.12.1961, arbeitet er dann als freier Journalist.
Hanns Heinen lernt Erwin Bowien 1927 kennen. Eine innige Freundschaft sollten fortan beide Männer vereinen. Als Erwin Bowien ins holländische Exil ging, sollte er ihn mehrmals dort besuchen. Am Ende des Zweiten Weltkrieges, flüchtet Hans Heinen – nach einer abenteuerlichen, 50-stündigen währenden Zugfahrt, aus Solingen in das kleine Allgäuer Dorf Kreuztal – Eisenbach bei Isny. Dort ist bereits seine Familie evakuiert und er trifft dort auch auf dem im Untergrund lebenden Erwin Bowien. Ein Haftbefehl, welcher im Kreuztal per Telegramm eintrifft, wird vom Postfräulein vor seinen Augen verbrannt und nicht an die Behörden weitergeleitet.
Nach der Besetzung des Dorfes durch die Alliierten wird Hans Heinen zum Bürgermeister von Kreuzthal - Eisenbach eingesetzt. Im Laufe des Jahres 45 verlässt Hanns Heinen jedoch mit seiner Familie das Allgäu und zieht zurück nach Solingen. Er findet sein Haus überfüllt mit Flüchtlingen vor. Es fangen materiell schwierige Zeiten an, die von großer Not und Hunger geprägt sind. Hanns Heinen schreibt und dichtet viel, unter anderem an seinem Hauptwerk: „Der Weg der 30 Jahre“. Er engagiert sich berufspolitisch und nimmt im Juni 1946- zusammen mit Erwin Bowien – an der Gründungstagung des Rheinisch-Westfälischen Schriftstellerverbandes auf Burg Ingenhoven in Lobberich (heute ein Stadtteil von Nettetal) teil. Ab 1948 ist er Chefredakteur des „Eberwalders Offertenblattes“ einer damals renommierten Wirtschaftszeitung. In diesen Nachkriegsjahren unterstützt er - zusammen mit seiner Gattin - Erwin Bowien bei der Errichtung einer Künstlerkolonie in seinem Hause – dem sogenannten schwarzen Haus in Solingen – in welchem 1945, als erster Künstler, der aus dem Exil zurückkehrende Erwin Bowien, einzieht. Später entwickelt sich seine Tochter, Bettina Heinen – Ayech, unter dem Einfluss von Bowien zur Malerin. Während dieser ganzen Zeit finden auch kulturelle und literarische Salons im sogenannten „Schwarzen Haus“ statt, zu welchen Hanns Heinen und seine Gattin regelmäßig geladene Gäste bitten. Er hinterließ außer wirtschaftspolitischen Werken (unter anderem der Weg der 30 Jahre, die Fieberkurven der Solinger Industrie) Gedichtbände (der neue Strom, das Buch der Schuld, aus der Mitte des Lebens) und Schauspiele (Das königliche Spiel, Messias, Spartakus und Ekkehart). Er liegt begraben im Waldfriedhof in Solingen-Ohligs.
Die Familie Hemelrijk aus dem niederländischen Ort Bergen - der Hausherr war Direktor des altsprachlichen Gymnasiums in Alkmaar - nahm sich völlig uneigennützig des Exilanten Erwin Bowien an. In seiner Autobiografie schrieb er: „ .... jeden Freitag aß ich bei Ihnen und konnte auch baden. ... Sie waren eine feste Stütze meines Lebens in Holland. Ihr Haus lag an „Eeuwigen Laan“, an der „Ewigen Straße“, einer Kieferallee nach Bergen aan Zee. Sie hatten drei Söhne und eine Tochter ... . Nach dem Essen zeichnete ich viel, Gruppen und Einzelfiguren, und um mich für die Gastfreundschaft zu revanchieren, klebte ich die Arbeiten auf Karton und brachte jede Woche eine mit. „Sie wollen nichts schuldig bleiben“, sagte der Direktor. Ich aber dachte: “Man bleibt immer etwas schuldig“ ... . Im Hause des Direktors verkehrten auch die Maler aus Bergen, vor allem Weyand, und von Allen hatte er stets Werke im Haus, die er auswechselte. An ihm lernte ich was ein einzelner für eine ganze Malerkolonie zu tun vermag".
Das Haus Hemelrijk war immer ein Treffpunkt deutscher Emigranten, die vor dem Regime des Dritten Reiches flohen. So lernte Erwin Bowien u.a. dort die berühmte deutsche Sopransängerin Rosy Haan (1888-1969) kennen, bevor Sie sich nach England rettete.
Während der deutschen Besatzung der Niederlande hatte die Familie viel zu leiden. Herr Hemelrijk wurde in ein deutsches Konzentrationslager deportiert, überlebte aber den Krieg und konnte zu seiner Familie heimkehren.
Professor Alfred Hesse und Erwin Bowien – eine Künstlerfreundschaft
Alfred Hesse (1904 – 1988) ist ein bekannter Dresdner Maler, Grafiker und Wandbildner, dessen künstlerisches Schaffen in der Neuen Sachlichkeit verwurzelt, der realistischen Kunstrichtung zuzuordnen ist. Zwei Strömungen prägten seinen künstlerischen Lebensweg. Aus einer ungebundenen freien Schaffensfreude heraus entstanden seine Aquarelle, Zeichnungen und Gemälde. Die andere Strömung seines Schaffens war enger an Grenzen, Aufgaben und Zwecke gebunden - die Wandmalerei. Alfred Hesse, Professor für Wandmalerei, war 13 Jahre an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden tätig. Seine baugebundenen Arbeiten prägen bis heute das Stadtbild dieser Stadt. Seine Gemälde, Aquarelle und Grafiken wurden bisher in über 220 deutschen und internationalen Ausstellungen gezeigt.
Hesse lernte Bowien in Holland kennen. Er beschrieb ihr Treffen mit folgenden Worten „Ein Zufall war es! Bei Bergen-Op-Zoom malte ich an einem Sommerabend in den Dünen. Die Dunkelheit brach herein, als plötzlich eine Stimme in gutem Deutsch mich ansprach. Er stellte sich als deutscher Maler vor und hieß Erwin Bowien. Sein Atelier hätte er in Egmond, wo er schon einige Jahre lebte. Er lud mich ein, und so radelte ich einige Tage später nach Egmond a.d. Hoef. Dort stieg ich eine lange Treppe hinauf, und der freundliche und äußerst impulsive Bowien begrüßte mich wie einen alten Bekannten. Viele Bilder mit Motiven aus der Weite der holländischen Ebene mit ihrem saftigen Grün und die hohen Himmel dazu waren die Thematik.“
Zeitlebens blieben sie in Freundschaft verbunden. Auch wenn die Teilung Deutschlands den Kontakt erschwerte, hielten sie seitdem einen regen Briefkontakt. Bei der Gründung des Freundeskreises Erwin Bowien e.V, gehörte Prof. Alfred Hesse zu den ersten Mitgliedern und blieb bis zu seinem Tode mit dem Maler und seinem Werk verbunden.
Erwin Bowien hatte den Pariser Maler anlässlich einer seiner vielen Parisaufenthalten kennengelernt und war mit Ihm Kontinuierlich in Kontakt geblieben.
Der Schweizer Musiker ist in Basel geboren und aufgewachsen. Seine Musikalität zeigte sich schon früh. Nach Klavier - und Violinunterricht wechselte er mit 14 Jahren zur (Quer-)Flöte, wurde an der Schweizerischen Orchesterschule und am Konservatorium in Basel zum Musiker ausgebildet und erwarb mit 22 Jahren das Orchesterdiplom für flöte, mit Klavier und Violine in den Nebenfächern. 1948 erfolgte seine Berufung ans Konservatorium Bern, wo er bis 1990 eine Flöten Klasse leitete. So hat Werner Lehmann-Jenny als Flötist Berns Musikleben mehr als 40 Jahre lang mitgeprägt. Neben seiner Tätigkeit am Konservatorium Bern unterrichtete er an verschiedenen musikalischen Einrichtungen in der Schweiz und leitete als Dirigent Orchester in Basel, Bern und Langenthal.
Werner Lehmann-Jennys Anspruch an ein hohes Niveau musikalischer Darbietungen, dass er auch von seinen Schülern forderte, war begleitet von einem ausgeprägtem Baseler Humor, und so konnte auch eine hart umkämpfte Unterrichtsstunde mit einem Lachen enden. Konzertauftritte als Solist führten Werner Lehmann – Jenny in alle Teile der Schweiz und ins Ausland. Seid er die Eröffnung der Erwin Bowien-Ausstellung 1954 in Bern mit seinem Flötenspiel umrahmt hatte, entwickelte sich zwischen beiden Künstlern eine tiefe und dauerhafte Freundschaft, in die später auch das Ehepaar Heinen in Solingen und Bowiens wichtigster Schülerin Bettina Heinen – Ayech einbezogen wurde. So kam es dass Herr Lehmann – Jenny mit seiner Gattin oft den Weg nach Solingen nahmen und im schwarzen Haus verkehrten und die Gesellschaft bereicherten.
Bereits als junger Mann, war Hans Karl Pesch mit der Familie Heinen und den Künstlern des „Schwarzen Hauses“ sehr verbunden.
Am 10. Januar 1930 wurde er in Stuttgart geboren, Sein Vater war ebenfalls Redakteur. Nach Volontariat in verschiedenen Zeitungen kam er 1954 nach Solingen zur Redaktion der rheinischen Post dessen Leiter er von 1961 bis 1972 werden sollte. Danach übernahm er die Bezirksredaktion der bergischen Morgenpost in Remscheid – Lennep. Seine Artikel unterschrieb er mit hkp.
Hans Karl-Pesch war regelmäßiger Gast im „schwarzen Haus“ und verfolgte wie kein anderer Journalist das werden und das Wirken der Protagonisten der Künstlerkolonie: Erwin Bowien, Bettina Heinen-Ayech - Amud Uwe Millies hatten für ihn keine Geheimnisse. Er hatte sehr früh Die Möglichkeit die Entwicklung dieser Künstler zu verfolgen, beeindruckt vom Potenzial und vom Mut dieser eigenwilligen Künstler, insbesondere aber von Bettina Heinen- Ayech, die er im Rahmen einer Reportage in Algerien besuchen sollte und deren Kunst er auf Weltniveau verortete.
Hans Karl Pesch war aber auch selbst schaffend tätig. Er malte und schrieb skurrile und hintersinnige Bilder und Texte sowie kleine Ministuren - Die „Egos“ wie er Sie nannte - die für die Besucher des Salons von Erna Heinen – Steinhoff und später für die von Ihrer Tochter Bettina arrangierten Treffen Kunstsinniger immer einen Höhepunkt darstellten. Auch zu seinem Kollegen, Hanns Heinen, hatte er eine Respektvolle Zuneigung und half Bettina Heinen-Ayech, nach dem Tode ihres Vaters, dessen literarisches Werk zu sichten.
Pech war lange Zeit Vorsitzender des bergischen Berufsverbandes bildender Künstler (BBK). Um das Werk von Erwin Bowien der Nachwelt zu erhalten, wurde er 1976 Mitbegründer des Freundeskreises Erwin Bowien e.V. ,dessen stellvertretender Vorsitzender er bis zu seinem Tode bleiben sollte. Er hat Monografien und viele Texte über Erwin Bowien und Bettina Heinen- Ayech verfasst. Bis zu seinem, viel zu früh eingetretenen Tode, zeichnete er für die Redaktion der „Mitteilungen des Freundeskreises Erwin Bowien e.V.“ verantwortlich.
Erwin Bowien lernte den Ostpreußischen Bildhauer Carl Reschke in den 20er Jahren in Solingen kennen. Er schreibt in seiner Autobiografie über Ihn...“ Natürlich wuchs mit der Zeit die Anzahl der Bekanntschaften. Die kostbarste war die mit dem an der Fachschule tätigen Bildhauer Carl Reschke. Er war Ostpreuße, redlich und jähzornig, und hat sich nie mit der örtlichen Kamarilla abfinden können. Er war entzückt von der Art meiner Ausstellungen und zeigte mir seine reizenden Kleinarbeiten. Er arbeitete zum Teil für die Berliner Porzellanmanufaktur, und er machte hunderte schöner Grabentwürfe. Seine Portraits erinnerten an Schadow und Hildebrand, und sein bemühen um die Bildhauerische Gestaltung ließ nie nach“.
Der Schriftsteller hatte mit seinem Werk internationales Ansehen erlangt und galt in der Literaturwelt als einer der kritischsten und eigenwilligsten Deuter Deutscher Vergangenheit und Gegenwart in der Bonner Republik. Der Kulturpreisträger der Bürgerstiftung Solingen und des Immermannpreises war Erwin Bowien und seiner Schülerin Bettina Heinen - Ayech sehr verbunden und besuchte Regelmäßig den Salon im Schwarzen Haus.
Inhaber des schweizerischen Schokoladenherstellers Suchard und Erfinder der Marke „Milka“ wurde zum erste Mäzen des Künstlers. Er erwarb vom jungen Erwin Bowien eine Reihe von Gemälden die später in die bekannte Sammlung seines Sohnes Ruß-Jung übergingen. In seiner Autobiografie schildert Bowien einen Besuch bei dem alten Carl Russ-Suchard der Ihn persönlich durch die Kunstsammlung der Familie Suchard führte.
Deutsche Schriftstellerin aus Usingen, Sie lerne Erwin Bowien kurz nach dem zweiten Weltkrieg kennen und gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Freundeskreis Erwin Bowien e.V..
Der Arbeiterdichter und Schriftsteller Mathias Ludwig Schroeder - oft Mathias Schröder geschrieben - wurde 1904 in Sulzbach bei Saarbrücken geboren und starb 1950 bei einem Unfall in Hilden bei Solingen wo er zuletzt tätig war und lebte. Der Schriftsteller, der wegen seines Humors auch der „Rheinische Eulenspiegel“ genannt wurde, war ein guter Freund von Erwin Bowien, der Ihn in den Kunst- und Literatursalon der Erna Heinen-Steinhoff im „Schwarzen Haus“ in Solingen einführte. Nach 1945 unterstützte er Bowien in seiner schriftstellerischen Tätigkeit und half ihn über die schwere Zeit. Mathias Ludwig Schroeder hatte in den 30er Jahren angefangen zu schreiben. Aus seiner Feder stammen unter anderem „Dichter und Arbeiter“, „Peter der Soldatenjunge“, „Das Mädchen auf dem Rappen“, „Das Beichtrohr“, „Der lachende Hammer“, etc ... .
Der ehemalige Leiter des Solinger Gesundheitsamtes war als Philanthrop und Kunstfreund, zusammen mit seiner Gattin Käthe, regelmäßig im Schwarzen Haus zu Gast. Erwin Bowien sollte sich immer daran erinnern, dass Herr Dr. Topp, am Tag der Währungsreform 1948, mit seinem ersten Geld in der neuen Währung (Deutsche Mark) dem Künstler ein Bild abkaufte. Herr Topp trug im Lauf der jahrelangen Freundschaft mit Erwin Bowien eine bedeutende Sammlung des Künstlers zusammen.
Herr Dr. Topp gehörte 1976 zu den Gründungsmitgliedern des Freundeskreises Erwin Bowien e.V. im Deutschen Klingenmuseum in Solingen.
Die norwegische Nobelpreisträgerin Sigrid Undset erfand für Erwin Bowien während eines Besuchs im Salon des Schwarzen Hauses den Kosenamen „Bo“ mit welcher der Künstler fortan von nahestehenden Personen bedacht wurde.
Ihr Vater, Ingvald Undset, war ein international anerkannter norwegischer Archäologe. Ihre Mutter, Charlotte Gyth, war Aquarellmalerin und entstammte einer angesehenen dänischen Juristenfamilie. Ihre Eltern weckten sehr früh Sigrid Undsets Interesse an der norwegischen und europäischen Geschichte und Kultur und legten damit das Fundament für ihre zukünftigen Romane.
Mit dem tragischen Roman Jenny (1911) erlebte Sigrid Undset den endgültigen Durchbruch als Autorin. Für den dreibändigen Roman Kristin Lavranstochter erhielt sie 1928 den Literaturnobelpreis; er gilt als eines der Hauptwerke der norwegischen Romanliteratur. Auch der vierteilige Roman Olav Audunssohn über das ländliche mittelalterliche Leben und seine religiöse Lebensordnung war bei Kritik und Lesern erfolgreich.
Der Landschafts- und Porträtmaler Hugo Weischet hatte zur gleichen Zeit wie Erwin Bowien in München studiert. Erwin Bowien lernte Ihn aber erst in Solingen kennen und freundete sich mit Ihm an. Herr Weischet hatte einige Jahre in Ungarn gelebt und dort sein Gattin kennengelernt. Erhielt Anfang der 30er Jahre das Preußische Staatsstipendium.
Erwin Bowien wurde 1919 in Hannover demobilisiert und besuchte dort den abendlichen Zeichenunterricht der dortigen Gewerbeschule. In dieser Zeit fällt seine Bekanntschaft mit dem Künstler Hermann Wöhler, mit welchem er fortan in ständigen Kontakt und Austausch bleiben sollte. Hermann Wöhler brachte Ihn auf den Gedanken während de großen Inflation der 20er Jahre die Staatliche Kunstschule in Berlin zu Besuchen und eine „solide“ Ausbildung als staatlich anerkannter Kunsterzieher durchzuführen.
Erwin Bowien lernte in Solingen den Goldschmied Herrn Professor Rudolf Wolf kennen und schätzen. Herr Wolf war Professor an der Fachschule Solingen. Er schrieb über ihn in seine Autobiografie: ... “er schuf sehr kostbare Tabernakel und andere Kirchenobjekte. Er war ein Meister ersten Ranges. Wie ich nie wieder einen sah ...“.
Norwegischer Dichter. Er erforschte Psalmen und hat eine Reihe bekanntgewordener „ Norwegischer Psalmenbücher“ herausgegeben. Er besuchte den Salon im Schwarzen Haus in Solingen und war bis zu seinem Tode sehr mit Erwin Bowien verbunden.
Dagfin Zwilgmayer gehörte 1976 zu den Gründungsmitgliedern des Freundeskreises Erwin Bowien e.V. Im Deutschen Klingenmuseum in Solingen, welches damals die Städtische Kunstsammlung Solingens beherbergte.